„Der Doblinger“ blieb das Geschäft freilich auch beim nächsten großen Meilenstein der Firmengeschichte: dem Kauf durch Bernhard Herzmansky im Jahre 1876. Ludwig Doblinger wollte sich zur Ruhe setzen – und der 24-jährige Herzmansky, der als Kind mit seinen Eltern aus Böhmen nach Wien gekommen war, soll laut mündlicher Überlieferung „entweder ein Wirtshaus oder eine Musikalienhandlung“ im Sinn gehabt haben, um sein väterliches Erbteil einträglich zu investieren. Herzmansky behielt den längst zum Begriff gewordenen Namen des Vorbesitzers bei, setzte den seinen nur in Klammer hinzu – und stellte das Unternehmen mit der Gründung eines Verlages auf ein zweites Standbein: In der Folge sollte er damit auch in bisher nicht geahnter aktiver Form das Musikleben mitprägen: Carl Michael Ziehrer und Franz Lehár, Ernst von Dohnányi, Carl Goldmark, Anton Bruckner und Gustav Mahler sind nur einige der prominenten Komponisten, deren Werke im selben Haus verlegt und auch verkauft wurden. Eine Erfolggeschichte, die über den 1. Weltkrieg hinaus anhielt und 1921 nach dem Tod des Vaters durch Bernhard Herzmansky jun. fortgesetzt wurde. Ein herber Einschnitt bedeutete freilich der „Anschluss“ Österreichs an Hitlerdeutschland: Schon wenige Tage später wurde Herzmansky verhaftet, saß drei Monate in Wien, musste dann weitere drei Monate im KZ Dachau erdulden und hatte sich aus seiner Firma zurückzuziehen. Nach dem Krieg konnte er aber dort anschließen, wo er aufgehört hatte – im unaufhörlichen Bestreben, in Verkauf und Produktion auf dem neuesten Stand zu bleiben und sowohl Zugkräftiges als auch künstlerisch Wertvolles gleichermaßen anzubieten und zu fördern.
Mit Christian Wolff, einem Enkel von Herzmansky sen., und Helmuth Pany, einem Urenkel, setzte sich die familiäre Firmengeschichte in diesem Geist bis zum Ururenkel Peter Pany fort, der sich ab 2009 als Inhaber und Geschäftsführer den immer neuen Herausforderungen der fundamental sich wandelnden Welt des Notendrucks stellte. 2021 wurde das Musikhaus Doblinger vom Musikverlag Doblinger getrennt und wird fortan als eigenständiges Unternehmen unter der Leitung von Herrn Andreas Lanner geführt.
Umfassende Modernisierungen stellen nach wie vor sicher: Bei Doblinger finden Musikfreundinnen und –freunde persönlich im Geschäft aber auch im neuen Webshop eines der umfangreichsten Notensortimente Europas mit Noten aus aller Welt – und können vor Ort sowohl selbst im Angebot stöbern als auch von der Beratung durch die engagierten und bestens ausgebildeten Fachkräfte profitieren.